Lebensbericht eines Abgetriebenen

Als 12. Kind, 1937 geboren, hätte ich in heutiger Zeit keine Chance geboren zu werden. So wahr wie der § 218 existiert, genauso sicher wäre mein Leben beendet gewesen bevor ich das Licht der Welt erblickte.

Wir waren sehr arm. Das bäuerliche Anwesen ernährte die Familie nur mit Grundnahrungsmitteln. Das übrige wurde beim Krämer ein ganzes Jahr angeschrieben. Beim Verkauf eines Stück Rindvieh oder Schweins wurde die Schuld wieder beglichen.

Ein kleiner Ort im schwäbischen in dem noch 2 – 3 Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet wurden, war das schulische Rüstzeug mit dem ich ins Leben geschickt wurde. Mit 15 Jahren begann ich eine Lehre als Maschinenschlosser. Da Lehrstellen nur 30 KM entfernt zu haben waren bezog ich ein Einzelzimmer und stand auf meinen eigenen Füßen. Ab diesem Zeitpunkt war ich finanziell auf mich gestellt.

Die Lehrlingsvergütung betrug im 1.Lehrjahr DM 60.- pro Monat, die Miete kostete DM 15.-.

Von zu Hause konnte ich kein Geld erwarten. Mit 16 Jahren hatte ich das Geld für ein Fahrrad gespart. Es diente zur Heimfahrt und zugleich als Sportgerät. Ich legte Mark auf Mark und kaufte mit 20 Jahren einen Lloyd 300 ( ccm ). So ging es „steil bergauf“ ( Heute muss es zum Abitur ein Porsche sein ).

Parallel besuchte ich 6 Jahre ( 12 Semester ) Abendschule. Nach 9stündiger Arbeit wurde an zwei Abenden die Vorlesung belegt. Der Samstag Vormittag gehörte genauso zum Ausbildungsprogramm. Abschlüsse in Maschinenbau, Elektrotechnik und Betriebswirtschaft war das Ergebnis dieses Fleißes.

Der berufliche Werdegang führte mit 40 Jahren zur Selbständigkeit. Heute verdienen 8 Mitarbeiter für Ihre Familien ihr Brot in meiner Firma. Ich bin Spezialist für Verzinkungsanlagen und beliefere die Großbetriebe in Europa, Asien und Übersee.  Durch meine Erfindungen und Patente bin ich auf meinem Gebiet weltweit bekannt.

Sport ist ein wesentlicher Inhalt meines Lebens. Die längste Radstrecke 558 KM von Trondheim nach Oslo an einem Tag, an einem Stück zählte genauso zu den freudigen Ereignissen wie die 200 KM auf Rollschuhen oder 200 KM Eisschnelllauf in 7 Std. 53. Min. 1998 steht das Deutsche Turnfest auf dem Programm.

Ich habe soviel Lebensfreude und bin meinem Schöpfer jeden Tag dankbar, dass ich leben darf. Richtig stolz bin ich aber nur auf meine innere Reifung. Ich bin gewachsen am Leben. Unsere „Elisabeth – Bernhard Weik Stiftung“ wird unser Vermögen aufnehmen und weit über mein Lebensende hinaus  wirken.

Bei jedem Anlass bedanke ich mich bei meiner Mutter, dass sie mich geboren hat. Sie hatte unter den gegebenen Umständen die schwere Last. Sie haderte auch mit ihrem Schicksal 13 Kinder gebären zu müssen. Unwissenheit über die Verhütungsmethoden sowie abhängige Gläubigkeit führte zu dieser Kinderzahl. Mein Dank versöhnte sie etwas mit ihrem Schicksal.

Dies alles schreibe ich nur als Erklärung nicht zur Selbstdarstellung.

Wie viele solcher „lebensfähigen“ Menschen werden jährlich durch die 200.000 Abtreibungen in Deutschland des Lebens beraubt?

In der großen Schöpfungsgeschichte bin ich ein nichts. Aber in meiner Sphäre habe ich viel bewegt. Mit Sicherheit kann ich am Ende sagen dieses mein Leben hat sich gelohnt.

Was muss geschehen, dass mehrere Kinder zu ihrer Mutter „Danke“ sagen können? Die finanzielle Seite darf in einem so reichen Staat – wie Deutschland – kein Abtreibungsgrund sein. Das menschliche Miteinander muss die Atmosphäre schaffen, dass Frauen die Abtreibung nicht als einfachste oder bequemste Lösung finden.